Die Klingel läutet, wir stehen vor dem Klassenzimmer. Alle sind da, sogar der Schüler, der nur alle zwei Wochen kommt. Naja, alle, außer der Lehrer. Drei Minuten nach Unterrichtsbeginn läuft er, Rucksack auf dem Rücken, mit großen Schritten durch den Gang und schließt uns die Tür auf.

Er redet nicht viel. Zumindest solange nicht, bis wir alle auf den lustigen drehbaren Stühlen sitzen und mit viel Lautstärke unsere Hefte herausgekramt haben. Er redet immer noch nicht, als wir über unser Wochenende, die Tabelle der Fußballbundesliga oder unsere Pläne für den Nachmittag reden. Er redet erst dann, wenn vor ihm auf dem Tisch ein „sehr faszinierendes“ Teil liegt, dessen Bauteile er uns unbedingt näherbringen muss.

Wie aus dem Nichts fängt der „Schreibfaule“ an zu reden und nach zwei Minuten bemerken wir, dass das schon zum Unterricht gehört und unser neuer Heftaufschrieb wird. Während einige noch dabei sind, sich einen Stift beim Nachbarn auszuleihen, kommt der Lehrer richtig in Fahrt: Ohne Punkt und Komma diktiert er unglaublich lange Sätze.

Wie viele Schüler kommen mit? Schwierig zu sagen, vielleicht vier von 20 Schülern? Während der Lehrer seinen gefühlt auswendig gelernten Text diktiert, geben die ersten Schüler auf. Andere probieren immerhin ein wenig mitzukommen und unterstützen sich gegenseitig, um ihre Texte zu vervollständigen. Nach langen Momenten der Frustrationen, wegen Unvollständigkeit des Textaufschriebs, hört er auf. Für den Schreibfaulen ist jetzt klar, dass alles, was gesagt wurde, in unseren Köpfen ist.

Egal ob kleine Zwischenbemerkungen oder richtig diktierte Sätze, wir können uns sicher sein, dass jede kleinste Aussage im nächsten Test abgefragt wird.