Dienstagnachmittag im Werkraum: Der Wasserhahn gluckst. Im Werkraum liegen Tonbrocken auf kleinen Brettern vor sechs Schülern und Schülerinnen. Die Töpfer-AG-Teilnehmerinnen sind fleißig am Werk: Tonschildkröten sollen entstehen. Am rechten der beiden Werktische hört man ab und zu einzelne Wörter. Der linke Tisch ist deutlich redseliger. 

Ein Sechstklässler rollt sein Tonstück hin und her, bis eine Rolle entsteht. Mit seinen Fingerspitzen glättet er die Seiten, kneift ein Auge zu und befühlt den Ton. Während er weiterhin seinen Tonkörper mit Wasser glättet, machen andere Quatsch und halten den Ton vor ihr Gesicht. Der Junge stellt sich hin, um ein besseres Gefühl beim Rollen der Schlange zu bekommen. Die Schüler machen immer mal wieder auf sich aufmerksam, halten ihre Schlange hoch und die Lehrerin kommt und hilft, wo sie kann.

Fragend guckt er die Lehrerin an: „Ist das so gut?“ Nachdem sie ihm Tipps gegeben hat, lässt er sich auf seinen Stuhl fallen, kippelt ein wenig und schiebt sich näher an den Tisch heran. Nun muss er konzentriert arbeiten. Ordentlich nebeneinander liegen die zwei Tonteile auf seinem Brett. Langsam guckt er den runden Körper und die lange Tonschlange an. Sie wird bald zu den Beinen der Schildkröte werden. Nachdem er sich neuen Ton geholt hat, nimmt er das Holzwerkzeug und spielt ein wenig darauf herum. Der Sechstklässler knetet den neuen Ton. Nun werden die Aktionen schneller. Immer abwechselnd rollt er den Ton zwischen seinen Händen in der Luft, dann auf der Platte mit einer Hand, erneut in der Luft und wieder auf der Platte. Ein kurzer Verwirrungsmoment: „Was soll ich jetzt machen?“ Dann haut er seinen Tonklotz auf den Tisch und rollt ihn weiter zur Schlange. Aus den Tonklumpen ist jetzt eine Karotte geworden. Der Nachwuchs-Töpfer dreht sie in seiner Hand.

Singen, fluchen, töpfern

Plötzlich ruft die Lehrerin alle nach vorne. Sie wird von den Schülerinnen und Schülern umringt und zeigt ihnen, wie man mit dem Werkzeug Rillen in den Panzer zieht. Die Mädchen fassen sich vor Freude an den Kopf: „Wie cool!“ „Wow!“ Sie setzen sich wieder hin. Jetzt geht’s ans Zusammensetzen der Schildkröten-Körperteile. Konzentrierter Blick, die Füße sind still und eine Hand macht die filigrane Arbeit. Alles ist still. Nur das Werkzeug bewegt sich mit kleinen Geräuschen und raut den Ton an. Immer wieder hört man Metall klacken, den drehbaren Stuhl oder das Werkzeug, welches abgelegt wird. Mit konzentrierten Blicken kümmern sich alle Kinder um ihr Tonkunstwerk. Nur manchmal wackelt der Tisch, wenn die Tonschlange aggressiv gerollt wird.

Auf einmal ertönen komische Geräusche: „Ah! Mit den Wassersprühflaschen wird der Ton angefeuchtet.“ Während der rechte Tisch weiterhin ruhig arbeitet, merkt man am linken Tisch langsam, dass die Schüler einen langen Tag hinter sich haben. Es wird leise gesungen, geflucht und geredet. Tipps werden ausgetauscht. Ein Mädchen ist verzweifelt: Ihre Tonschlange ist in zwei Teile zerfallen. Die Lehrerin hilft mit tonigen Händen und formt den Ton eines Schülers. Der Sechstklässler steht auf, geht ans Waschbecken, sucht sich einen Pinsel und nimmt einen Becher mit Wasser aus. Aus Langeweile biegt er den verbogenen Pinsel mit Hilfe des Tisches wieder gerade.

Am andern Tisch geht’s nun lauter zu. Tik Tok-Sounds und andere Lieder geraten durcheinander. Nun ist es dem Jungen geglückt, den Pinsel gerade zu biegen. Er tunkt ihn langsam in den Wasserbecher ein. Konzentriert streicht er vorsichtig über den Tonkörper seiner Schildkröte. Er setzt die Schlange, also die Beine der Schildkröte, und den Körper zusammen.

Die Kinder lassen sich vom Geräusch des tropfenden Wasserhahns nicht stören und setzten ihre Schildkröten zusammen. Am anderen Tisch kommt die „Tierärztin“,eigentlich die Lehrerin, zur Hilfe und versorgt eine fast-auseinanderbrechende-Schildkröte. Kurz vor Ende ist nochmal eine konzentrierte Ruhe entstanden. Der Sechstklässler stellt seine Schildkröte auf die Tischplatte. Langsam sieht man die endgültige Form. Da läutet die Klingel: Diese AG-Stunde ist vorbei. In einer Schulstunde muss der Ton verarbeitet sein und die Schildkröten fertig auf dem Trockengitter stehen.

 

Von Nuria